Kommt Zeit, kommt Rat: Langzeitbeziehungen lohnen sich doch!

Wir leben in Zeiten ständiger Veränderung. So überrascht es auch nicht, dass speziell Generation Y und Z ihre Partner beinahe im selben Abstand wie ihre Autoreifen wechseln. Dabei hat der Wunsch nach Abwechslung nicht unbedingt mit dem Partner zu tun. Im Gegenteil – je inniger die Beziehung, desto abwechslungsreicher kann der Alltag sein. Und häufig stolpert man im Internet über Schlagzeilen wie „Langzeitpaare haben mehr Spass als Singles“ und „Sexuelle Lust kommt in der Beziehung“. Doch stimmt das wirklich? Wir werfen einen Blick auf die Schweizer Beziehungs- und Liebeslandschaft.

Im Rahmen der Serie ‚Seitentriebe‘ interviewte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Psychologin Caroline Fux zu dem Thema Sex in Langzeitbeziehungen. Der Tenor ist klar: Paare haben das bessere Liebesleben. Das Motto „Der Spass an dem Neuen definiert unser Sexleben“ ist demnach ein Trugschluss. Warum? Laut der Psychologin spielt Nähe und Intimität hier eine grosse Rolle. Denn Trieb und Liebe sind nun mal doch zwei Paar Schuhe – nicht nur im verbalen Wortaustausch mit dem ungeliebten One-Night-Stand, sondern auch auf biochemischer Ebene. Die Sozialwissenschaften ziehen nach und bestätigen in einer Schweizer Sexstudie, dass immerhin 54 Prozent der Schweizer Paare mit ihrem Liebesleben „sehr zufrieden sind“.

Wie kommt es dennoch zu Flauten unter der Bettdecke oder eingerosteter Leidenschaft? Häufig fehlt es an Kommunikation, denn oftmals entdeckt man nach einem offenen Gespräch über Sexualität das Neue im Alten. Singles haben es da schwerer, da das emotionale Fundament, das in einer Beziehung bereits gegossen wurde, fehlt. Das Vertrauen zu einem intimen Gespräch ist häufig nur in einer Partnerschaft gegeben – das kostet natürlich Mühe, allerdings ist das Gefühl dabei umso schöner.

Liebe verschwindet nicht, sie wird nur überdeckt und muss wieder aufgedeckt werden

Und das am besten von der gleichen Person, meint Psychologe Guy Bodemann. Denn Vorhersehbarkeit ist eine zentrale Voraussetzung für ein ausgeglichenes, psychisches Befinden, das essenziell bei Langzeitbeziehungen ist. Als Single verschwimmen Liebe, Hoffnung und Enttäuschung oft und der Beziehungsstatus ist häufig schwer zu definieren. Der Ex-Partner ist ein wichtiger Faktor dabei, denn eines ist sicher: Die Liebe verschwindet nicht aus unserem Herzen, sie ist nur verdeckt und muss wie ein umgedrehtes Kartendeck neu aufgedeckt werden. Langzeitbeziehung sind zwar ab einem bestimmten Punkt vorhersehbarer, aber viele Schweizer sehen dies als ihren Joker im Kartendeck an. Ganze 42 Prozent sind laut der Schweizer Sexstudie schon länger als 15 Jahre zusammen. „Stay Close“ heisst also die Devise!

Echte Liebesgeschichten gehen nie zu Ende.

– Marie von Ebner-Eschenbach –